Die letzte Zeit hat Spuren hinterlassen. Der pandemische Zustand hat auf unseren täglichen Rhythmus eingewirkt und unser Zeitgefühl erprobt. Gewohnte Interaktionen mit der Um- und Außenwelt setzen scheinbar momenthaft aus, unsere physischen und emotionalen Wahrnehmungen sind stetig im Ungleichgewicht. Zwischen versuchter Anpassung und Widerstand lavierend, ist die Folge der gegenwärtigen Schwebe ein inneres Gefühlswirrwarr. Dabei ist das Zusammenwirken rationalen Handelns und emotionalen Empfindens auf gewisse Weise gestört und dichotom geworden. Durch diese unverlässlichen Umstände und verschobenen Sinneseindrücke werden neue Dispositive der Wahrnehmung geschaffen.
Die Ausstellung SLOW MOTION/EMOTION im Heizhaus der Uferstudios Berlin untersucht anhand elf künstlerischer Positionen die Wahrnehmung von Zeit und Bewegung als ausgelesene Sequenzen, deren Rhythmen durch künstlerische Einwirkungen gesteuert sind. Mit der bewussten Entschleunigung von Bewegungen oder erzeugtem Stillstand legt die Ausstellung den Fokus auf das emotionale Erleben: Was lösen diese verlangsamten Bewegungsabläufe des sozialen und öffentlichen Lebens aus? Ermöglicht das Innehalten, Anhalten oder Umkehren von Prozessen die Kontrolle über unser Bewusstsein und unsere Gefühle wiederzuerlangen? Die präsentierten Arbeiten erforschen nicht nur verschiedene Zeitlichkeiten, sondern changieren zwischen Zuständen der Orientierung und Desorientierung, Stabilität und Instabilität sowie des Gewohnten und des Unheimlichen. So werden Emotionen regelrecht vorgeführt, durch die Besucher*innen verstärkt und in den bühnenartigen Ausstellungsraum getragen, der hierbei zum Resonanzraum wird.