Kunstschaffende in den Uferhallen bangen wieder.

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06.07.2022

Autor

Julia Weiss

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Kunstschaffende in den Uferhallen bangen wieder. Die Künstler:innen in den Uferhallen fürchten wieder einmal um die Zukunft ihrer Ateliers. Am Weddinger Kulturstandort sollen Wohnungen entstehen. Dafür hat der Eigentümer, die Uferhallen AG, nun einen Bebauungsplan vorgelegt. „Wir sehen da ein großes Konfliktpotenzial“, sagt Hansjörg Schneider. Der Künstler arbeitet seit vielen Jahren in den Uferhallen. Er kritisiert, dass die neuen Wohngebäude viel zu nah an die Kunstwerkstätten gebaut werden. „Teilweise grenzen dann Wohnungen Wand an Wand mit Ateliers“, sagt er. Und man wisse ja aus Erfahrung in Berlin, dass Mieter:innen sich dann schnell gestört fühlen und beschweren können.

Zumal das Kunstgewerbe nicht leise ist. Die größeren Ateliers in den Uferhallen sind kleine Unternehmen mit mehreren Mitarbeitenden. „Wir befürchten Beschwerden und Unterlassungsklagen speziell bei Abend- und Wochenendarbeit und bei größeren Kulturveranstaltungen“, heißt es in einer Erklärung des Uferhallen e.V., dem Verein der Künstlerinnen und Künstler.

Noch im Herbst – kurz vor den Wahlen – hatte Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) gemeinsam mit Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und dem Eigentümer, der Uferhallen AG, die Rettung des Kulturstandorts verkündet. Es wurde ein Letter of Intent unterzeichnet. „Künstler:innen und Eigentümer machen Uferhallen zu Leuchtturm-Projekt für Berlin“, hieß es in einer Pressemitteilung des Eigentümers.

Die Abmachung: Der Verein, in dem sich die Künstlerinnen und Künstler zusammengeschlossen haben, bekommt ab 2024 einen Mietvertrag für 30 Jahre für die gesamten Atelierflächen und verwaltet diese selbstständig. Das Bebauungsplanverfahren solle von Künstler:innen und Eigentümer festgelegt und geplant werden, „um Kunst, Wohnen und Arbeit langfristig zu verzahnen“, hieß es in der Mitteilung. Genau diese Verzahnung könnte aber das Ende des Kulturstandorts sein, befürchten die Künstler:innen jetzt. Zudem kritisieren sie, dass sie in die Verhandlungen zwischen Eigentümer, Stadt und Bezirk im vergangenen Jahr kaum einbezogen worden seien, obwohl es in der Öffentlichkeit so dargestellt wurde.

Der Eigentümer verweist auf ein Gutachten, das ein störungsfreies Nebeneinander von Wohnen und Ateliers festgestellt habe. „Dies muss allerdings im aktuellen Bebauungsplanverfahren weiter analysiert und abgewogen werden“, sagt Sprecher Felix Fessard dem Tagesspiegel. Die Uferhallen befänden sich planungsrechtlich in einem allgemeinen Wohngebiet. Konfliktpotenzial sieht er nicht. Die neuen Wohnungen seien in separaten Gebäuden oder als Aufstockung ab der zweiten Etage geplant. „Ateliers werden primär in den Erdgeschossen sowie teilweise in den ersten Stockwerken verortet werden.“